Weltkulturerbe in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der Limes
Unesco-Weltkulturerbe in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Der Limes
Der Obergermanisch-Raetische Limes (ORL) wurde 2005 in die Unesco-Welterbeliste aufgenommen. Mit dem Hadrianswall in Großbritannien (seit 1987 Weltkulturerbe) bildet der Limes die Unesco-Stätte „Grenzen des Römischen Imperiums“.
Der Obergermanisch-Raetische Limes ist ein so genanntes Bodendenkmal, eigentlich ein archäologisches Denkmal, ein im oder am Boden befindliches Zeugnis der Kulturgeschichte. Zu solchen Denkmälern zählen Siedlungen, Kult- und Bestattungsplätze (1), Wirtschafts – und Produktionsstätten, Straßen, Wege, Grenzziehungen und – wie in diesem Fall – Befestigungsanlagen. Der Limes ist 550 km lang und somit das längste Bodendenkmal Europas. Er markierte vom Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. (2) etwa 150 Jahre lang die Außengrenze des Römischen Reichs zwischen Rhein und Donau (die beiden Flüsse bildeten eine natürliche Grenze). Er verläuft diagonal durch Süd- und Südwestdeutschland von Rheinbrohl nördlich von Koblenz bis zum Kastell Eining bei Regensburg an der Donau. Seine Aufgabe war es, die römischen Provinzen Obergermanien und Raetien von den Gebieten der germanischen Stämme (3) abzugrenzen. Dabei stand die militärische Bedeutung der Befestigung nicht unbedingt an erster Stelle. Es ging weniger darum, Angriffe der Barbaren abzuwehren (4), als Kontrolle und Aufklärung zu üben, Warenschmuggel (5) und Zuwanderung zu verhindern. Es gab in regelmäßigen Abständen Kastelle, Wachtürme, die miteinander kommunizieren konnten, sowie Durchgänge für den Wagenverkehr. Die Befestigung war also einerseits ein gut funktionierendes Bewachungssystem, andererseits ein Ort des Austauschs für Waren und verschiedene Arten von Geschäften. Über der Erde blieben nicht viele Spuren der etwa 900 Wachtürme und 120 Kastelle übrig. Oft kann man nur durch geoelektrische und geomagnetische Messungen erkennen, ob an bestimmten Stellen noch Mauern im Boden vorhanden sind. Über Jahrhunderte war die Vorstellung des Limes aus dem Bewusstsein der Menschen verschwunden. Man erkannte ihn auch nur an eingesunkenen Erdwällen (6) und mit Moos bewachsenen, langen Mauern oder Resten von Kastellen und Wachtürmen. Bis 1853 in Saalburg ein römisches Kastell ausgegraben und durch Kaiser Wilhelm II. wieder aufgebaut wurde. Es war der Auftakt (7) zur „Wiederbelebung“ dieses Denkmals, zusammen mit der Einrichtung der „Reichslimeskommission“ zur Rettung der antiken Ruinen (sie bekam 2003 mit der „Deutschen Limeskommission“ eine Nachfolgerin (8)). Noch heute befindet sich in Saalburg der größte Erinnerungsort: Das ganze Kastell wurde vollständig rekonstruiert und nach römischen Vorbildern eingerichtet. Es gehört ebenfalls zur Unesco-Weltstätte. Ein riesiges Freiluftmuseum, das einen realistischen Einblick in die römische Militärwelt, Lebensweise und Kultur gibt. Seit der Gründung des Vereins „Deutsche Limes-Straße“ ist der Limes für Touristen gut erschlossen, neuerdings gibt es sogar den „Deutschen Limes-Radweg“ für Radwanderungen dem Limes entlang –durch die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz.
Glossar
1-Bestattungsplatz, -plätze, der: luogo di sepoltura
2-n. Chr.: nach Christus (dopo Cristo)
3-Stamm, Stämme, der: tribù
4-abwehren: respingere
5-Warenschmuggel, der: contrabbando di merci
6-eingesunkene Erdwälle: terrapieni sprofondati
7-Auftakt, der: fase iniziale, preludio
8-Nachfolger, -, der: successore
Photo gallery //whc.unesco.org/en/list/430
Sito ufficiale //www.deutsche-limeskommission.de/
