Herr Ober, eine Tasse Kaffee bitte!
Das ist, was man jederzeit in irgendeinem Café/Kaffeehaus nur in Wien hören konnte oder noch heute hören kann.
Das Wiener Kaffeehaus gehört seit dem 10. November 2011 zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO, weil es eine ganz eigenartige Institution ist, die auf der Welt nichts Ähnliches hat.
Das erste nachweisbare Kaffeehaus in Wien wurde 1685 von einem Griechen oder Armenier namens Johannes Diodato gegründet. Bei den Wienern fanden das exotische Getränk und auch die Neuheit des Lokals einen so großen Erfolg, dass die Zahl der Kaffeehäuser um 1900 bis auf 600 stieg. Von Anfang an waren die meisten Gäste Männer, denn die Frauen durften nur mit männlichen Begleitern eintreten.
In den ersten Kaffeehäusern hatten die Kaffeevarianten keine Namen: Eine Farbpalette bezeichnete die Stärke des Kaffees, je stärker der Kaffee war, desto dunkler war die Farbe, von milchweiß bis schwarz.
Die Ausstattung variierte im Laufe der Zeit. Am Anfang zeigte sie orientalische Elemente, dann kam die Mode aus Italien mit Holztischen und – bänken, und zum Schluss aus Paris Spiegel an den Wänden und Tische mit Marmorplatten. Die Gemütlichkeit der Einrichtung wurde schnell in ganz Europa imitiert und gilt noch heute.
Warum ein so großer Anklang? Aus zweierlei Gründen: Es war ein billiger Sitzplatz und ein besonderer Begegnungsort. Man bezahlte nur eine Tasse Kaffee und hatte dafür eine Unzahl von einheimischen und ausländischen Zeitungen und Zeitschriften zur Verfügung, die jedem interessierten Gast erlaubten, Informationen aus allen Bereichen zu erhalten. Ohne vertrieben zu werden, konnte man stundenlang lesen, Freunde treffen, diskutieren, schreiben, rauchen, Karten spielen und sogar Post empfangen. Deshalb war es der Treffpunkt, wo viele Künstler, auch die armen, kulturelle Kontakte pflegten, an Diskussionen jeder Art teilnahmen und sogar einen Platz zum Schreiben besetzen konnten.
Seine Blütezeit erlebte das Wiener Kaffeehaus im sogenannten „Fin de siècle“, als es zur Wiege der Kaffeehausliteratur wurde. Damals machten viele bekannte Künstler ihre Stammcafès zum Lieblingsarbeitsplatz. Selbstverständlich waren es nicht nur Literaten, sondern auch Architekten, Philosophen, Politiker, Wissenschaftler, Techniker, Maler und Komponisten jener Zeit. Die meistbesuchten Cafés waren unter anderen das Café Central, das Café Prückel und das Café Sperl, um nur die bekanntesten zu nennen. Ihre Stammgäste gehörten fast alle zu einer Generation, die um die Jahrhundertwende lebte. Es waren Persönlichkeiten wie Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Hermann Bahr, Stefan Zweig, Karl Kraus, Oskar Kokoschka, Egon Schiele, Gustav Klimt, Siegfried Marcus, Hermann Broch, Robert Musil, Franz Werfel, Joseph Roth, Elias Canetti, Alban Berg, Franz Lehàr, Oscar Straus, Johann Strauß, Sohn und Vater, Gustav Mahler, Otto Wagner, Adolf Loos, Sigmund Freud, Leo Trotzki.
Nach dem 2. Weltkrieg erlebte das Kaffeehaus eine Art Dekadenz wegen neuer Lebensstile, die von Fernsehen, Espresso-Bars und Veränderungen der Freizeitgewohnheit bedingt waren. Aber trotz alledem hat das Wiener Kaffeehaus noch heute seinen Charme bewahrt. In vielen findet man die alte traditionelle Einrichtung mit Thonet-Sesseln und Tischen mit Marmorplatten und die gemütliche und faszinierende Atmosphäre alter Zeiten.
Beim Wiener Kaffeehaus ist noch immer der Service besonders: Erstaunlich sind allein die Öffnungszeiten, von frühmorgens bis Mitternacht. Nicht zu vergessen die bequemen Sitzgelegenheiten und dann natürlich die kleinen Speisen, süß oder pikant. Klassisch sind, neben
Tagesgerichten, Würstel mit Senf oder belegte Brote. Zudem sind die Mehlspeisen ein besonderer Reiz jedes Kaffeehauses: Sie werden fast immer selbst gemacht, oft nach alten Hausrezepten. Daneben bleibt natürlich der Kaffee der Protagonist mit seinen etwa 50 möglichen Zubereitungen, d.h. mit oder ohne Zucker, Schlagobers, Milch, Milchschaum, Spirituosen usw.
Und nun „zur Arbeit“
Im Raster findest du die Namen von sehr berühmten Kaffeehausbesuchern.
Deine Aufgabe ist folgende: Fülle mit Hilfe von Internet die 3 leeren Spalten aus, in die du Lebensdaten, Kunstbereich und Titel des bekanntesten Werks dieser Persönlichkeiten eintragen sollst. Dabei wirst du einen Blick auf die mitteleuropäische Kultur der Jahrhundertwende werfen.
Niveau: B1-B2